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MS: Mein Alltag mit MS

Saskia, MS-Patientin
Saskia, MS-Patientin

In diesem Blog möchte ich die kleinen, aber feinen Unterschiede in meinem alltäglichen Leben seit meiner Diagnose aufzeigen: 

Im Großen und Ganzen unterscheidet sich wohl mein Alltag kaum von jeder anderen arbeitenden Frau in einer ähnlichen Lebenssituation. Ich bin ein Morgenmuffel und freue mich über jede Minute, die ich länger schlafen kann. Wenn ich dann in die Dusche steige, genieße ich das warme Wasser auf meinem Körper. Manchmal drehe ich jedoch den Hebel zur rechten Seite und beobachte, was das kalte Nass in meinen Beinen und Armen auslöst. Da ich in erster Linie mit Sensiblitätsstörungen zu kämpfen hatte und habe, freue ich mich, wenn ich die Kälte wahrnehme, wenn ich ein kleines Zucken in meinen Gliedmaßen spüre. Ich merke die Änderung. Mein Körperist heute so, wie er sein sollte und ich bin glücklich darüber.

Nach dem Trocknen meiner Haare sorge ich für einen angenehmen Duft mit Hilfe meines Lieblingsparfums. Ich möchte meine Texte von Produktplatzierungen freihalten, daher sei nur so viel gesagt: Der Name dieses Produkts erinnert mich daran, dass ich Lebendig bin. Wann immer ich es benutze, schmunzle ich innerlich. Einerseits liebe ich den Geruch, andererseits starte ich jeden Tag durch diese kleine Reminiszenz viel bewusster. Ja, ich bin am Leben. Ich habe Multiple Sklerose, aber das ändert nichts an diesem Fakt. Im Gegenteil - heute ist ein guter Tag, denn ich bin lebendig und habe keinen Schub! Ich kann meinen Alltag ungestört führen. 

Am Arbeitsplatz leiste ich meinen Beitrag so gut ich kann. Nur ein paar Eingeweihte wissen von meiner Krankheit, thematisieren diese aber auch nur in ganz wenigen Ausnahmen. Meine direkt Vorgesetzte habe ich unlängst eingeweiht. Diese hat mir an sich schon geraten, auch meiner Chefin davon zu erzählen. Ich habe allerdings meinen mittlerweile pensionierten Chef ebenfalls im Dunklen darüber gelassen und dies möchte ich auch bei ihr so beibehalten. Ich will nach meinem Charakter, meinem Fleiß und meiner Arbeit beurteilt werden, aber nicht mit dem Nebengedanken, dass ich eigentlich eine Behinderung habe. Ich brauche keine Extrabehandlung, keine mitleidigen Blicke - es geht mir gut!

Im Kollegium muss ich innerlich oft über die kleinkarierten Probleme meiner Kolleginnen und Kollegen lachen. Natürlich funktioniert mal das eine Gerät nicht oder unsere Kundinnen und Kunden verlangen absurde Dinge von uns. Ich kann den Ärger grundsätzlich nachvollziehen, amüsiere mich jedoch darüber, mit welcher Lautstärke und Hartnäckigkeit manche Personen ihre Wut äußern. Mein Kummer über solch oberflächliche Dinge verfliegt meist sehr schnell. Was ist denn wirklich wichtig im Leben? Möchte ich alles von Ärger und Frust bestimmen lassen? Absolut nicht! 

Darum setze ich mich am Nachmittag ans Klavier und spiele die Lieder, die ich in meiner Kindheit gelernt habe oder mir später selbst beigebracht habe. Ich bin wohl keine großartige Pianistin, aber eine leidenschaftliche. Ich bin so dankbar dafür, dass ich dieses Instrument lernen durfte, weswegen ich von meinem ersten Gehalt ein Klavier besorgt habe. Darauf spiele ich, wann immer ich eine freie Minute dafür finde. Und wenn sich dann meine Finger meist recht schnell über die Tasten bewegen und meine Fingerspitzen die Tasten spüren und den Druck, den sie darauf ausüben, dann bin ich unsagbar froh, dass meine Empfindungen stimmen. Kein Kribbeln, keine Ameisen, kein diffuses Gefühl. Alles ist in Ordnung! 

Wenn ich mich dann abends erschöpft ins Bett lege, spüre ich in meinen Beinen links und rechts den sogenannten Ameisenlauf. Da kribbelt es rauf und runter, runter und rauf. Ich bin nicht beunruhigt. Ich empfinde auch keine Schmerzen. Dieses Gefühl begleitet mich nun schon seit vielen Jahren. Es hindert mich nicht daran zu schlafen und es weckt mich auch niemals auf. 

Am nächsten Morgen läutet der Wecker.

Ich bin lebendig und glücklich darüber.

 

MAT-AT-2500178-V1.0-02/2025